Der NABU betreut die Obstwiese am Postsee seit 1987. Damals gab es 57 Hochstammobstbäume als Geschenk der Firma Bredereck. Für die etwa 0,4 Hektar große Fläche waren das eigentlich zu viele Bäume und so stehen diese heute zu dicht. Ein paar erste Bäume mussten inzwischen entfernt werden. Abgestorbenen Bäume werden nicht ersetzt, sodass sich die Fläche über die Jahre ausdünnt. Das Holz aus der Baumpflege bleibt als Totholz in der Fläche. Dort finden Insekten, aber zum Beispiel auch Igel Lebensraum und Unterschlupfmöglichkeiten. Totholz ist Lebensraum!
Obstwiesen sind im süddeutschen Raum verbreiteter als hier im Norden. Dort werden sie - auch recht extensiv - gehalten, die Ernte bringt man aber gerne ein, um sie zu verwerten als Ess-, Most- oder Kochäpfel. Da es sich bei Obstwiesen in der Regel um Halb- oder Hochstammanlagen handelt, ist eine intensive Bewirtschaftung mit entsprechender Nutzung nicht gegeben. Jüngere Bäume erhalten durchweg einen sogenannten Erziehungsschnitt, das heißt die Kronenäste werden geplant und gefördert. Älteren Bäumen verpasst man den sogenannten Erhaltungsschnitt, um vorzeitiges Vergreisen der Kronen zu vermeiden und einen lockeren, lichtdurchlässigen Aufbau zu erhalten.
Anders die Obstwiese aus ökologischer Sicht, wie sie der NABU Preetz-Probstei am Sieversdorfer Weg erstellt hat. Dadurch, dass sdie Bäume seinerzeit gestiftet wurden, ergaben sich Sortenvielfalt, Stamm- und Kronenformen entsprechend unterschiedlich. Nach dem Motto: "Einem geschenkten Gaul, schaut man nicht ins Maul" wurde alles gepflanzt, wie es eben kam.
Die Obstwiese hat sich inzwischen gemausert. Völlig ungedüngt und ungespritzt stehen die allermeisten Bäume kräftig und gesund da und versorgen eine artenreiche Tierwelt mit Blattgrün, Blütenpollen, Nektar, Pflanzensaft und Früchten. Letztere fallen gelegentlich auch dem schnellen Griff einer menschlichen Hand zum Opfer. Soweit so gut. Solange dieser "Klaufraß" im Rahmen bleibt, ist er geduldet.
Weil auch von Beginn an praktisch kein Erziehungsschnitt gemacht wurde, bauten sich die Kronen natürlich, also ohne starken Neuzuwachs, auf. Dieser tritt ansonsten immer nach kräftigem sogenannten "Winterschnitt" auf. Er hält sich aber dann in akzeptablen Grenzen, wenn man ohne solche Schnittmaßnahmen arbeitet. All den Tieren, die in den Pflanzen ihren Lebensraum finden, ist es ohnehin egal, ob ihre Versorgung mit oder ohne permanente Kronenerziehung von statten geht.
Zu Herbstbeginn Ende September treffen sich Aktive des NABU Preetz-Probstei zur jährlichen Pflegemahd. Dabei wird mit Hilfe eines Balkenmähers das hohe Gras geschnitten, mit Hilfe von Holzrechen von der Fläche beseitigt und auf Haufen zusammengetragen. Die Stadt Preetz hilft uns bei der Abfuhr und Kompostierung des Mähgutes. Eine derartige regelmäßige Biotoppflege ist notwendig, da es sonst schnell zur Verbuschung kommen kann.
Einmal im Jahr - ebenfalls meist Ende September - zeigt der NABU in der Anlage, wie man ohne viele Eingriffe Obstbäume überschaubar im privaten Bereich halten kann, ohne die meist etwas kompliziert wirkenden Schnittgesetze kennen zu müssen.
Johannes F. Imhoff
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